Alles »Versöhnungstheater«? künstlerische Zugänge in der bildenden Erinnerungsarbeit

Einladung zum Fachtag | Vorstellungsbesuch und öffentliches Fachgespräch

mehr lesen

Das Theater der Jungen Welt und die Stiftung EVZ laden ein zur Abendveranstaltung ALLES »VERSÖHNUNGSTHEATER«? KÜNSTLERISCHE ZUGÄNGE IN DER BILDENDEN ERINNERUNGSARBEIT:

Am 17. März 2023 von 18.15 bis 19.45 Uhr im Theater der Jungen Welt Leipzig oder via Livestream über den YouTube-Kanal der Stiftung EVZ wird es eine öffentliche Abendveranstaltung mit digitaler Keynote von Max Czollek, Fachgespräch und zwei Vorstellungen von ON THE OTHER SIDE geben.

18.15 – 19.45 Uhr: öffentliche Abendveranstaltung ALLES »VERSÖHNUNGSTHEATER?« KÜNSTLERISCHE ZUGÄNGE IN DER BILDENDEN ERINNERUNGSARBEIT
Schon lange wird die deutsche Erinnerungskultur als ritualisiert und starr kritisiert und neue Wege für ein lebendiges Erinnern an das NS-Unrecht und den Holocaust werden gefordert: geschichtsbewusst, sensibel für die Kontinuitäten – personell und in den Köpfen – und aktivierend für ein demokratisches und humanistisches Handeln in der Gegenwart.
In seiner aktuellen Streitschrift »Versöhnungstheater« schreibt der Autor und Lyriker Max Czollek, dass die deutsche Erinnerungskultur mit ihrer Versöhnungsrhetorik dazu diene, dass sich Deutschland als gutes und geläutertes Land neu erfinden könne. Dieses positive Selbstbild Deutschlands, dass sich so mustergültig an den Holocaust erinnere, ziele dabei auf ein Aussöhnen mit der eigenen deutschen Vergangenheit und nicht auf ein aufrichtiges Erinnern an die Opfer und ein entschiedenes Handeln in der Gegenwart, dass sich diese Katastrophe nicht wiederholt. Und so stehe die deutsche Vergangenheit auch nicht als Ressource für eine demokratische, plurale Gegenwart, »sondern als Warnung davor, wie schlimm die Dinge werden können, wenn wir nicht aufpassen.«

Wie stellen sich die Theaterprojekte der Bildungsagenda NS-Unrecht dieser Kritik? Sind sie ihrem eigenen Anspruch gerecht geworden mit künstlerischen Zugängen Menschen zu erreichen, die sich eher nicht für die komplexe NS-Geschichte und den Holocaust interessieren? Inwiefern haben die Projekte zu einem aufrichtigen, lebendigen und kritischen Erinnern beigetragen, welches deutlich macht, dass mit der Vergangenheit auch die Zukunft die Gesellschaft verhandelt wird? Und wie wichtig ist es, dass Jugendliche aktiv teilnehmen, d.h. auch bei der Entwicklung der Stücke mitgestalten können und in ihrer Vielfalt wahrgenommen und gestärkt werden? Darüber wollen wir mit den Theaterschaffenden Mai-An Nguyen (Leiterin der Theaterpädagogik der Schaubühne Berlin), Martina Droste (Leiterin des Jungen Schauspiels Frankfurt), Thomas Blum (Theatervermittler des Theaters der Jungen Welt Leipzig) und beteiligten Jugendlichen diskutieren. Max Czollek wird das Fachgespräch mit einer digitalen Keynote einleiten. Die Moderation übernimmt Dr. Sonja Begalke (Fachreferentin der Stiftung EVZ).

Darüber hinaus wird es jeweils um 15.30 Uhr und um 20.00 Uhr eine Aufführung des interaktiven Theaterplanspiels ON THE OTHER SIDE geben, das sich mit der Radikalisierung im Internet beschäftigt (ab 14 Jahren).

In Zusammenarbeit mit der Stiftung »Erinnerung, Verantwortung und Zukunft« (EVZ)
Das Projekt MIRROR // MIRROR findet in Kooperation mit der Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig statt.
Das Projekt MIRROR // MIRROR wird von der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ) und dem Bundesministerium der Finanzen (BMF) gefördert.