TURBO-Festival
Spielplan»Was braucht inklusives Theater für junges Publikum?«
01.02.2025, 10:00 – 16:30 Uhr | Großer Saal & Foyer Etage Eins (Ausgebucht)
Infos zum Fachtag in Deutscher Gebärdensprache (DGS):
Im Rahmen des TURBO-Festivals fragen wir bei unserem Fachtag:
Was braucht inklusives Theater für junges Publikum?
Welches Publikum fehlt gerade?
Und was wünscht sich dieses Publikum?
Wie muss sich das Programm ändern, um dieses Publikum zu erreichen?
Und vor allem: Welches künstlerische Potential steckt in Zugänglichkeit?
Wie können Menschen mit Behinderungen selbstbestimmt im Theater tätig sein?
Und wie können nicht-behinderte Menschen sie dabei unterstützen?
Welche Verbündeten brauchen wir für dieses Theater?
Und sind diese vielleicht auch bei diesem Fachtag?
Dieser Fachtag richtet sich an Menschen mit und ohne Behinderungen, die im Theater (nicht nur für junges Publikum) oder anderen Kulturinstitutionen arbeiten. Die Teilnahme am Fachtag ist kostenlos.
Das Anmeldeformular findet ihr hier.
Anmeldeschluss ist der 15.01.2025.
Für den Fachtag gibt es eine begrenzte Platzzahl.
Es können maximal 30 Personen teilnehmen.
Wir vergeben die Plätze in der Reihenfolge der Anmeldungen.
Es gibt 15 Plätze für Interessierte mit Wohn- und Arbeitsmittelpunkt in Sachsen.
Und es gibt 15 Plätze für Interessierte, die außerhalb von Sachsen leben und arbeiten.
Weitere Anmeldungen sammeln wir in einer Warteliste.
Es kann sein, dass kurzfristig Plätze frei werden.
09:30 Uhr
Ankommen und Anmelden
10:00 Uhr
Begrüßung | Großer Saal
10:30 Uhr
Workshoprunde 1 |
Workshop 1: »Taube Dramaturgie« mit Pia Katharina Jendreizik und Wera Mahne
ODER
Workshop 2: »All bodies on stage« mit Corinne Eckenstein und Joseph Tebandeke
12:30 Uhr
Mittagspause
13:30 Uhr
Workshoprunde 2 |
Workshop 3: »Crip Time« mit Roisin Keßler und Camilla Pölzer
ODER
Workshop 4: »Vom Potential des Scheiterns« mit der Agentur für Barrierefreiheit
15:30 Uhr
Kaffeepause und offener Austausch | Theatercafé
16:15 Uhr
Gemeinsamer Abschluss
Wie Theater für taube UND hörende Menschen interessant wird
Über den Workshop
In den gemeinsamen Arbeiten von Pia Katharina Jendreizik (Schauspieler:in, taub) und Wera Mahne (Regisseurin, hörend) mit ihrer Performancegruppe »Leute wie die« sind Gebärdensprache und Lautsprache gleichberechtigt. Sie kreieren Theatererlebnisse, in denen die Sprachen künstlerisch verzahnt werden und taube und hörende Menschen als Publikum gemeinsam die Arbeiten besuchen können.
Auf der Bühne wird dafür nicht von der einen Sprache in die andere übersetzt um Zugänglichkeit zu ermöglichen, sondern es werden Herangehensweisen gesucht, wie die Sprachen und Spieler:innen miteinander agieren können. Ein künstlerisches Miteinander kann entstehen. Dieses Vorgehen bestimmt auch den gesamten künstlerischen Prozess und verändert damit bekannte, hörende Produktions- und Probenprozesse, die Materialsuche und die Art des Erzählens. Es entsteht eine spezifische Ästhetik der Ergebnisse, nach dem Prinzip der »aesthetics of access«.
In ihrem Workshop werden sie einen Einblick in ihre langjährige Arbeitserfahrung geben und darüber sprechen, welche Herausforderungen, kreativen Potentiale und Möglichkeiten sich daraus ergeben haben.
Über die Workshopleitung
Pia Katharina Jendreizik (keine Pronomen) ist Schauspieler:in, Gebärdenpoet:in und Gebärden-sprachdozent:in. Erste Erfahrungen auf der Bühne machte Pia mit der Theatergruppe Deaf5 (pur pur Kultur e.V.) und bei Deaf Slams, wo Pia z.B in Dortmund 2013 als Gewinner:in ausgezeichnet wurde. Pia ist Gründungsmitglied der Performancegruppe »Leute wie die« und stand bei jeder Produktion als Schauspieler:in, Performer:in und künstlerische Mitentwickler:in auf der Bühne. Am Jungen Schauspiel Hannover war Pia bei der Produktion »Mädchen wie die« als Schauspieler:in zwei Spielzeiten lang engagiert. Mit dem Gehörlosentheater Dortmund tourte Pia mit der Produktion »KILLER LADIES«.
Wera Mahne (sie/ihr) studierte Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis in Hildesheim, sowie an der Hochschule für Darstellende Künste Porto (ESMAE). Sie arbeitete u. a. am Düsseldorfer Schauspielhaus, dem Schauspiel Hannover, dem FFT Düsseldorf, dem Theater an der Parkaue Berlin und dem Maxim Gorki Theater Berlin. 2016 erhielt Wera den Förderpreis für darstellende Kunst der Landeshauptstadt Düsseldorf. Neben der jahrelangen Arbeit mit »Leute wie die« setzte sie auch weitere eigene Stückvorhaben um. 2020 entwickelte sie unter anderem mit Kübra Sekin die Produktion »Performing Family« am Jungen Nationaltheater Mannheim und schrieb mit Janny Fuchs das Stück »Plan B« für das Theater STRAHL, das im November 2021 Premiere feierte. Das Stück »Weg vom Fenster« entwickelte Wera 2022 gemeinsam mit dem Ensemble und der Drama Control des Theaterreviers (Junges Schauspiel Bochum).
Ein Tanzworkshop mit Joseph Tebandeke, ein sich auf Krücken bewegender Tänzer aus Uganda und Corinne Eckenstein, Choreografin von KINGX & QWEENS
Über den Workshop
In Josephs und Corinnes Workshop geht es nicht um den perfekten Körper, sondern darum, wie jeder und jede Einzelne die eigene Körperlichkeit begreifen und Spaß haben kann. Wir möchten die Einzigartigkeit jedes Körpers und seine individuelle Geschichte feiern. Durch Geschichtenerzählen und Tanz verbinden wir uns miteinander. In Afrika ist diese Verbindung ein wichtiger Teil der Kommunikation, um Emotionen zu vermitteln und sich in Gemeinschaften auszutauschen. Der Workshop bietet eine Plattform, um zu verstehen, wie verschiedene Körper sich durch Bewegung miteinander verbinden und verhalten.
Wir werden mit verschiedenen Krücken experimentieren, uns damit bewegen und auf ungewöhnliche Art und Weise spielen. Gemeinsam mit der erfahrenen Choreografin Corinne Eckenstein, die bereits mit vielen unterschiedlichen Tänzer:innen und jungen Menschen zusammengearbeitet hat, werden wir aus den entstandenen Bewegungen Improvisationen entwickeln und kleine Choreographien sowie spielerische Momente kreieren.
Das Ziel dieses Workshops ist es, das Selbstbewusstsein zu fördern und ein Gefühl des Vertrauens zu entwickeln, das uns von der Abhängigkeit eines perfekten Körpers befreit.
Über die Workshopleitung
Corinne Eckenstein, Regisseurin, Choreografin, Kuratorin u.a. in Basel, Zürich, Berlin, Hannover und Wien, geboren 1963 in Basel. 1992 gründete sie gemeinsam mit der Autorin und Regisseurin Lilly Axster die queerfeministische Gruppe TheaterFOXFIRE. Damit war sie von Beginn an wichtige künstlerische Säule und Impulsgeberin des 2004 gegründeten Dschungel Wien Theaterhaus für junges Publikum, hat dort über 25 Produktionen inszeniert und übernahm 2016 die künstlerische Leitung. Mit ihrem Fokus auf Kunstvermittlung, Diversität und transkulturelle Projekte spricht sie zentrale Erfordernisse eines urbanen Theaters für junges Publikum an und imitierte u.a. 2016 die Kulturpatenschaft. 2021-2023 gründete und leitete sie das SKIN Performance Festival für junge Erwachsene zu Diversität, Sex + Gender, Queerness + Feminismen. 2022 erhielt sie für ihre langjährigen künstlerischen und kulturpolitischen Verdienste den Stella Spezial Preis für junges Publikum und im Dezember 2022 das Ehrenkreuz der Republik Österreich für Wissenschaft und Kunst.
Joseph Tebandeke, Choreograf, Tänzer, geboren 1993 in Kampala, Uganda. Aufgrund einer Polio-Infektion in seiner Kindheit verlor er die Fähigkeit zu gehen. Er lernte, sich auf Krücken zu bewegen und folgte seinem Traum, Tänzer zu werden. Er hat eine Ausbildung in inklusivem Tanzunterricht »Developing and confidence« (Candoco Dance Company) und ein Zertifikat für inklusive Tanzworkshops für Kinder mit und ohne Behinderung von Helen Burningham /Splash Dance Company (Kampala). Er arbeitete als behinderter Tänzer in verschiedenen Projekten in Uganda, Mali und Ruanda. Er ist Teil der »Splash Dance Company, Kampala« und »Dance Revolution East Africa«.
Ein Austausch- und Vernetzungsformat für behinderte Teilnehmende
Über den Workshop
Theater braucht Barrierefreiheit und Inklusion auf, vor und hinter der Bühne. Doch nach wie vor sind behinderte Menschen im Kulturbetrieb stark unterrepräsentiert.
Wie geht es behinderten Künstler:innen und Kulturtätigen und was brauchen sie um gut arbeiten zu können?
Dieser Workshop richtet sich explizit an behinderte Teilnehmende des Fachtags.
Wir möchten einen geschützten Raum schaffen, indem wir anhand konkreter Themen über Fragen, Gedanken und Gefühle des täglichen Berufslebens im Kulturbetrieb diskutieren können.
Über die Workshopleitung
Camilla Pölzer, geboren 1994 in Berlin, lebt mit einer leichten Körperbehinderung. 2019 macht sie ihr Schauspiel-Diplom an der Alanus-Hochschule. Nach dem Studium beginnt sie eine Weiterbildung zur Tänzerin im M.A.D.E (mixed abled dance education) Programm der DIN A 13 tanzcompany, die sie im Sommer 2023 abschließt. Seit 2021 steht sie in zwei Produktionen vom Theater Jaro (Berlin) auf der Bühne, die sie auch mit entwickelt hat. Ihre erste Arbeit als künstlerische Leitung ist das Tanzstück »I NEED A HERO« für junges Publikum, das im Februar 2023 im Podewil bei Tanzkomplizen Premiere hat und von »Making a Difference« gefördert wurde.
Roisin Keßler ist Referentin für Disability und Empowerment bei Diversity Arts Culture in Berlin. Sie ist Kulturpädagogin (B.A.) und schrieb ihre Abschlussarbeit über die sozial- und kulturpolitischen Voraussetzungen von inklusiven Darstellenden Künsten in Deutschland. Zuletzt arbeitete sie als Inklusions- und Barrierefreiheitsberaterin bei Un-Label in Köln. Ihr Schwerpunkt lag dabei auf dem Projekt »Access Maker«, einem dreijährigen Projekt für ganzheitliche inklusive Öffnungsprozesse am Theater. Außerdem ist sie Koordinatorin und Vorstandsmitglied des bundesweiten INK – Inklusives Netzwerk Kultur e.V. und ist freiberuflich als Beraterin für den Bereich Inklusive Darstellende Künste / Disability Arts tätig.
Austauschraum für Fehler, Fragen und Formate
Über den Workshop
Gemeinsam mit der Agentur für Barrierefreiheit fragen wir nach euren Unsicherheiten und Fehlern. Denn wir alle kennen das: Wir begeben uns in eine neue Situation. Wir wollen etwas sagen und merken: »War das gerade in Ordnung?« Wie komme ich aus diesem Fettnäpfchen wieder heraus? Wie machen andere das?
Im Workshop sprechen wir darüber. Wir tauschen uns aus. Wir teilen unsere Perspektiven. Wie geht es mir, wenn ich anders angesprochen werde als ich es mir wünsche? Wie geht es dir? Wie können wir uns dabei und auch danach auf Augenhöhe begegnen?
Der Workshop läuft grundsätzlich unter der Perspektive: Fehler sind okay. Kommt und lasst uns über Fehler sprechen und Ihnen Raum geben, damit wir wieder neue machen können.
Über die Workshopleitung
Astrid Barth: Ich bin die Astrid und wohne in Leipzig. Ich arbeite seit Februar 2024 bei Sophia in der Agentur für Barrierefreiheit. Hier prüfe ich Bilder, Texte und Websites. Ich fahre auch mit zu Workshops und Konferenzen. Ich selbst bin gesetzlich blind und erzähle sehr gerne über meine alltäglichen Erfahrungen als blinde Person.
Sophia Goldhammer: Ich heiße Sophia (non-binär), habe Soziale Arbeit studiert und Anfang 2024 die Agentur für Barrierefreiheit gegründet. Wir sind eine Fokus-Gruppe für Barrierefreiheit. Wir prüfen zum Beispiel Bilder, Texte, Internetseiten und vieles mehr. Dazu passt unsere Beratung. Hier suchen wir immer nach Lösungen, die möglichst barrierefrei sind, aber auch zur Kundschaft passen. Wir arbeiten im Dialog und auf Augenhöhe. In Workshops teilen wir unsere Erfahrungen und unser Wissen und hoffen so für mehr Barrierefreiheit zu sensibilisieren.
Odett Schönberg: Mein Name ist Odett. Ich bin bereit, neue Dinge kennenzulernen. Ich arbeite super gern mit Menschen. Es macht mir Spaß, eine Gruppe zusammenzuhalten. Aktuell prüfe ich Texte in Leichter Sprache, Internetseiten und begleite Workshops. In naher Zukunft möchte ich noch mehr in Richtung Schulungen anbieten.
Der Fachtag findet im Theater der Jungen Welt statt. Es gibt Rollstuhlplätze. Ein rollstuhlzugängliches WC im Erdgeschoss ist vorhanden.
Genaue Infos zur baulichen Barrierefreiheit und zur Anreise findet ihr auf unserer Homepage unter Teilhabe Anreise & Spielstätten.
Während des Festivals wird es im Publikumsbereich des Theaters ein temporäres taktiles Bodenleitsystem geben. Außerdem gibt es für alle Veranstaltungen nach vorheriger Anmeldung einen Abholservice von der Haltestelle »Lindenauer Markt« sowie eine Unterstützung bei der Orientierung vor Ort.
Während des gesamten Fachtags wird es einen Rückzugsraum für das Publikum geben. Dieser ist mit verschiedenen Sitz- und Liegemöglichkeiten ausgestattet und durchgehend geöffnet. Er befindet sich in der Etage Eins und ist über eine Treppe oder einen Aufzug erreichbar.
Wir wollen, dass der Fachtag für möglichst viele Menschen entspannt ist. Deswegen laden wir dazu ein:
- Geräusche zu machen oder
- sich zu bewegen oder
- aus dem Saal gehen und wieder hereinzukommen.
Der Fachtag und alle Workshops werden in deutsche Laut- und Gebärdensprache gedolmetscht.
Falls ihr weitere Bedarfe habt, könnt ihr diese gern im Anmeldeformular angeben!
Im Rahmen des Fachtags kann es dazu kommen, dass bestimmte Barrieren, Ausschlusserfahrungen oder Ableismuserfahrungen besprochen werden. Wir möchten darum bitten, achtsam und wertschätzend anderen Meinungen gegenüber zu sein und Verantwortung für die eigene Sprache und deren Wirkung zu übernehmen.