Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft fördert TDJW-Projekt zur Aufarbeitung von NS-Unrecht

TDJW startet in Kooperation mit der Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig das dreiteilige Projekt »MIRROR // MIRROR« zu Aspekten der Geschichte von NS-Unrecht in Leipzig und gegenwärtigen Formen rechter Radikalisierung

Nicht nur am heutigen Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz muss die Erklärung der Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig zur problematischen Nutzung des Fabrikgebäudes in der Kamenzer Straße 12 aufrütteln. Das Gebäude gehörte zwischen 1944 und 1945 zum KZ-Außenlager »HASAG Leipzig«, befindet sich seit 2007 in Privatbesitz und wurde wiederholt für neonazistische Sport- und Musikevents genutzt. Dies verdeutlicht beispielhaft, dass auch über 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs und trotz zahlreicher Maßnahmen zur historischen Aufarbeitung weder der Diskurs noch der Kampf um das Erinnern von NS-Unrecht als abgeschlossen gelten können. Vielmehr zeigen jüngste Ereignisse bei Protesten gegen die Corona-Maßnahmen besonders deutlich die Gefahren, die von einer Relativierung der nationalsozialistischen Verbrechen, nicht mehr nur durch Neofaschist:innen, sondern auch durch Verschwörungsideolog:innen und Rechtspopulist:innen, ausgehen.

In dieser Gegenwart, in der es also nach wie vor entscheidend ist, sich klar gegen Vergessen und Verharmlosung zu positionieren, erarbeitet das Theater der Jungen Welt Leipzig in Kooperation mit der Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig von Januar bis November 2022 das dreiteilige Projekt »MIRROR // MIRROR«. Dieses verhandelt Aspekte der Geschichte von NS-Verbrechen in Leipzig sowie Bezüge zu gegenwärtigen Formen rechter Radikalisierung in interdisziplinären und transmedialen Formaten. Gefördert wird das Projekt vom Bundesministerium der Finanzen (BMF) und der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ) im Förderprogramm »Bildungsagenda NS-Unrecht«. Die Stiftung EVZ unterstützte das TDJW bereits 2017 finanziell bei der Produktion »JULLER« über den jüdischen Fußballnationalspieler Julius Hirsch, die deutschlandweit in zehn Bundesligastädten gastierte. 2018 veranstalteten TDJW und EVZ die gemeinsame Werkstatt »Theater macht Geschichte – Geschichte macht Theater. Künstlerische Interventionen für die Zukunft«. Wie in diesen Projekten, so soll sich auch in »MIRROR // MIRROR« beispielhaft der langjährige und kontinuierliche Einsatz des TDJW gegen gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit und völkischen Nationalismus zeigen. Für sein Engagement wurde das Theater 2016 mit dem Sächsischen Förderpreis für Demokratie ausgezeichnet.

»MIRROR // MIRROR« gliedert sich in drei Teilprojekte. Am 7. Mai 2022 findet die Premiere der Inszenierung »ON THE OTHER SIDE« statt, die als Mischung aus Theater und Planspiel simuliert, wie sich Menschen in digitalen Filterblasen verlieren und radikalisieren können. Im September folgt das digitale Game »TRACING REMEMBRANCE« (AT), das per Smartphone-App im Leipziger Stadtraum die Geschichte der Zwangsarbeit in Leipzig während des Dritten Reiches vermittelt. Den finalen Teil bildet das partizipative Format »THE FUTURE IS YOURS« (AT), bei dem Teilnehmende aller Generationen sich – auch im Austausch mit Nachfahren – mit den Lebensgeschichten ehemaliger Zwangsarbeiter:innen ebenso wie mit ihren Wünschen für die Zukunft ihres Stadtteils Schönefeld im Leipziger Osten auseinandersetzen. Dieses Teilprojekt startet bereits im März, die Abschlusspräsentation findet am 9. November 2022 statt.

Wer sich für Teil 3 »THE FUTURE IS YOURS« (AT) interessiert und als Kooperationspartner oder Teilnehmende:r beim Theaterprojekt mitwirken möchte, kann mit Anja Stopp (Produktionsleitung) Kontakt aufnehmen: a.stopp@tdjw.de

 

Weitere Informationen zu den einzelnen Projektteilen finden Sie hier: www.tdjw.de/hauptnavigation/mirror-mirror/das-projekt

Die Erklärung der Gedenkstätte für Zwangsarbeit zur Situation in der Kamenzer Straße 12 finden Sie hier: www.zwangsarbeit-in-leipzig.de/erklaerung. Die Unterzeichnung ist online möglich.

 

Das Projekt »MIRROR // MIRROR« wird vom Bundesministerium der Finanzen (BMF) und der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ) im Förderprogramm »Bildungsagenda NS-Unrecht« gefördert.