TDJW startet mit Ensembleprojekt »ALL IN« in die neue Spielzeit

​​​​​​​Das TDJW-Ensemble lotet Facetten von »Identität« aus. Unter dem Titel »ALL IN« sind acht Ensembleprojektpremieren ab dem 17.9. im Theaterhaus zu sehen und erleben – in neuem Bühnenkonzept.

Wir verstehen die Welt, indem wir uns selbst verstehen. Aber wer sind wir – wer ist dieses »Ich«? Wer will und kann ich sein? Wo komme ich her? Wie ist mein Zugang zur Welt, die mich umgibt?

Ausgehend von diesen Fragen rund um das Thema »Identität« hat das TDJW-Ensemble unter dem Titel »ALL IN« acht unterschiedliche Stückformate entwickelt. Sonst als Schauspieler:innen, Tänzer:innen und Puppenspieler:innen auf der Bühne zu sehen, haben die zwölf Ensemblemitglieder neue Wege der Theaterarbeit ausprobiert und waren auch für Regie, Text und Choreografie verantwortlich, beraten von externen Expert:innen aus Wissenschaft und Kunst.

»Das TDJW-Ensemble ist eine enorme Triebkraft dieses Theaters mit einem hohen kreativen Eigenpotential«, sagt TDJW-Intendantin Winnie Karnofka. »Wir haben uns mit diesem Projekt herausgefordert und uns gefragt, was entsteht und was es auch in der Konsequenz im Arbeitsprozess und Ergebnis bedeutet, wenn wir Theater einmal eben nicht aus dem klassischen Regieteam, sondern aus uns selbst heraus entstehen lassen. ›Identität‹ ist dabei die gedankliche und kreative Urzelle gewesen – streitbares Thema der Stunde, sicherlich, aber eben auch die Evergreen-Frage beim Mensch-Sein: Wer bin ich? ALL IN als fast schon kleines Spielzeitauftaktfestival bildet die Diversität dieser Frage inhaltlich und ästhetisch sehr vielfältig für das wiederum sehr vielfältige TDJW-Publikum ab.«

Entstanden sind sehr verschiedene Stücke für Kinder und Familien, für Jugendliche und Erwachsene und Schulklassen: Vom witzig-fantasievollen Objekttheater für Kinder, das sich dem völlig  unterschätzten Körperteil Zunge widmet, von Space Doctors und heilender Musik, von Kafka und Selbstoptimierung, griechische Mythen im TDJW-Labyrinth, bis zum digitalem Enkel-Großeltern-Projekt, bewegender Soundinstallation und einer Ballroom-Empowerment-Show. 

Für das Projekt kommt das TDJW im September und Oktober in neuem visuellem Gewand daher. Zwischen Waldlichtung und Weltall werden im Großen und Kleinen Saal des Theaterhauses am Lindenauer Markt zwei Raumbühnen von Okarina Peter und Timo Dentler (unterstützt von den TDJW-Mitarbeiter:innen Laura Nowka und Carsten Schmidt) gestaltet, die das Publikum bei den »ALL IN«-Produktionen aus jeweils unterschiedlichen Perspektiven erleben kann.

Wer alle acht Premieren des Ensembleprojekts sehen und hören möchte, hat an drei Wochenenden Gelegenheit dazu: am 17. & 18.9., vom 24. bis 26.9. sowie am 2. und 3. Oktober.

 

Die »ALL IN«-Ensembleprojekte im Überblick:

 

»AN DER FERSE KITZELT ES JEDEN« [13 plus]

(R)Evolutionäre Performance über Menschen und Affen | Frei nach Kafka und Bear Grylls | Von und mit Alida Bohnen und Benjamin Vinnen

Was ist eigentlich aus Rotpeter, dem Menschen-imitierenden Affen in Franz Kafkas »Bericht für eine Akademie«, geworden? Mit »AN DER FERSE KITZELT ES JEDEN« erzählen Alida Bohnen und Benjamin Vinnen seine Geschichte weiter. Irgendwo zwischen Meditations-App und Lifecoaching muss Rotpeter nun feststellen, dass auch der Mensch im Selbstoptimierungs-Dschungel gefangen ist. Gleichzeitig stellt die um sich greifende Natursehnsucht der Menschheit seinen Anpassungsprozess in Frage. Eine (r)evolutionäre Performance über Menschen und Affen mit Musik von Benjamin Vinnen.

Premiere: Fr, 17.09. (19:30 Uhr), Kleiner Saal (TDJW)
Weitere Termine: 18.09. (18 Uhr), 21.09. (10 Uhr), 29.09. (11Uhr), 08.10. (10 Uhr), 12.10. (10:30 Uhr), 14.10. (11 Uhr)

 

»KINTSUGI« [5 plus]

Kurzfilm über Objekte und ihre Geschichten | Von und mit Julia Sontag

Im Kurzfilm »KINTSUGI« werden Objekte lebendig. Allen voran die kleine Tasse Potty, die sich in einer Zu-Verschenken-Kiste wiederfindet. Vom vielen Wühlen ist sie ganz schön angeschlagen und fürchtet, niemals mitgenommen zu werden. Als es eines Tages doch dazu kommt, findet Potty mehr als nur ein neues zu Hause. Kintsugi ist eine traditionelle japanische Reparaturmethode für Keramik, bei der angeschlagene Objekte neu aufgewertet werden – ein wunderbares Sinnbild für den Wert eines jedes Einzelnen hinter vermeintlichen Makeln.

Premiere: Fr, 17.09. (19 Uhr), PB Etage Eins (TDJW)
Weitere Termine: 30 Minuten vor jeder »ALL IN«-Vorstellung (Ausnahme: »B ALL ROOM«)

 

»ALT MAL KURZ« [4 bis 104]

Digital-interaktives Maltheater

Von und mit Clara Fritsche | Konzeptionelle Mitarbeit: Levin Eichert

Mit Oma und Opa und den Enkeln Theater erleben, obwohl alle an unterschiedlichen Orten wohnen – das macht das interaktive Maltheater »ALT MAL KURZ« möglich. In einer Videokonferenz via Zoom kommen bei dieser spielerischen und farbenfrohen Theaterstunde Jung und Alt zusammen. Dort lernen sie die kleine Sekunde kennen, die von der größeren Minute gegängelt wird, weil sie so kurz ist. Das Konzept Zeit und das Älterwerden versteht sie nicht so ganz. Das versucht die Sekunde nun mit Hilfe des Publikums zu ändern und hat dafür allerhand Farben und Mini-Spiele im Gepäck.

Premiere: Sa, 18.09. (17 Uhr), Online (via Zoom)
Weitere Termine: 29.09. (18 Uhr), 02.10. (16 Uhr), 03.10. (16 Uhr), 16.10. (16 Uhr), 29.10. (17 Uhr), 30.10. (16 Uhr), 13.11. (16 Uhr), 14.11. (16 Uhr)

 

»ALL YOU CAN BE IN 45 MINUTES« [14 plus]

Theatrales Identitätskaleidoskop | Von und mit Sonia Abril Romero und Anna-Lena Zühlke

»Aus was für Splittern sind wir doch zusammengesetzt«, sagt Virginia Woolfs Orlando, »was für ein Treffpunkt von Verschiedenartigstem«. Der Theaterabend »ALL YOU CAN BE IN 45 MINUTES« spielt im Großen Saal Möglichkeiten des Seins durch und ist dabei ein sich stets veränderndes Theaterkaleidoskop, wechselhaft und wandelbar wie die Figur Orlando selbst. Oder die Auster. Sonia Abril Romero und Anna-Lena Zühlke stöbern in der Literatur, diskutieren geschlechtliche Eigenarten der tierischen Verwandtschaft, starten Kontaktversuche ins Jenseits und testen, welchen Einfluss die Zeit auf das menschliche Gemüt und Selbst hat.

Premiere: Sa, 18.09. (19:30 Uhr), Großer Saal (TDJW)
Weitere Termine: 22.09. (10 Uhr), 26.09. (19:30 Uhr), 29.09. (10 Uhr), 05.10. (11 Uhr), 07.10. (19:30 Uhr), 08.10. (11 Uhr), 12.10. (11 Uhr)

 

»BÄÄÄTSCH – ZUNGE RAUS!« [4 plus]

Theater mit Menschen und Objekten | Konzept / Regie / Spiel: Luise Audersch, Clara Fritsche, Julia Sontag | Außenblick: Franz Schrörs | Choreographischer Außenblick: Lea Müller

Drei Spielerinnen bitten zu Tisch, machen den Mund auf und strecken die Zunge raus – einfach so! Luise Audersch, Clara Fritsche und Julia Sontag bringen mit »BÄÄÄTSCH – ZUNGE RAUS!« ein Empowerment für ein lang unterschätztes Körperteil auf die Bühne. Mit frischem, frechem Humor machen sie Lust aufs Schmecken, Schlecken und das »Igitt«. Ein Stück über die sinnliche Erfahrung von Welt, mit (Schmatz-)Musik, (Milchreis-)Tanz und (Zungen-)Akrobatik. Und wer oder was oder wo ist eigentlich dieses Umami?

Premiere: Fr, 24.09. (18 Uhr), Kleiner Saal (TDJW)
Weitere Termine: 26.09. (11 Uhr), 28.09. (10 Uhr), 30.09. (10 Uhr), 06.10. (10 Uhr), 07.10. (10 Uhr), 10.10. (11 Uhr), 13.10. (10 Uhr), 15.10. (10 Uhr), 17.10. (11 Uhr)

 

»SPACE DOCTORS. DER NÄCHSTE BITTE« [13 plus]

Sehr sehr musikalische Heilmethoden | Von und mit Tobias Amoriello, Martin Klemm und Benjamin Vinnen

In einer fiktiven Klinik in der Zukunft, irgendwo im All, gibt es die Space Doctors, drei spezielle Ärzte, die verschiedene Patienten behandeln. Der Therapieansatz: Heilung durch Musik. Singen als Medizin.

Für jedes Leiden haben die Space Doctors die passende Songauswahl parat. Frei nach dem Motto »Du bist, was du singst.« Doch auch sie selbst haben eigene Päckchen zu tragen und müssen lernen, die Eigenheiten der anderen zu akzeptieren. Ein musikalischer, witziger Abend von und mit Benjamin Vinnen, Martin Klemm und Tobias Amoriello.

Premiere: Sa, 25.09. (19:30 Uhr), Großer Saal (TDJW)
Weitere Termine: 30.09. (19:30 Uhr), 06.10. (11 Uhr), 09.10. (19:30 Uhr), 13.10. (11 Uhr)

 

»WAR ICH HIER SCHON MAL?« [7 plus]

Mythisch-interaktiver Audiowalk durch das Labyrinth des TDJW | Von und mit Philipp Zemmrich | Konzeptionelle Mitarbeit: Stephanie Sonntag

Manche Geschichten sind so alt, dass man gar nicht mehr weiß, woher sie kommen. Etwa die von Narziss, der sich in sein Spiegelbild verliebt oder von Ikarus, der zu nah an der Sonne fliegen will. Im Audiowalk »WAR ICH HIER SCHON MAL?« leitet eine Erzählerstimme das Publikum nicht nur durch antike Mythen, sondern zugleich auch durch das TDJW – durch Gänge, über Treppen und unter der Bühne entlang. Bislang unbekannte Ecken des Theaterhauses werden erkundet. Mit dabei: Ein Koffer voller Requisiten. Schritt für Schritt geht das Publikum der Frage auf den Grund, was die Geschichten mit dem Erzähler zu tun haben und vielleicht auch mit dem eigenen Leben.

Premiere: 26.09. (ab 16 Uhr, Start alle 15 Min., letzter Start 17:15 Uhr), PB Foyer Eins
Weitere Termine: 03.10. (ab 11 Uhr), 04.10. (10 Uhr), 08.10., 09.10. & 10.10. (jeweils ab 16 Uhr), 11.10. (10 Uhr), weitere auf tdjw.de

 

Servicehinweise:

  • Start alle 15min in Gruppen von 5 Personen (1 Familie bzw. Bezugsgruppe)
  • Dauer des Audiowalks: circa 1 Stunde
  • Tour durch verschiedene Bereiche des Theaters, die sonst selten erkundet werden können – dadurch leider nicht barrierefrei

 

»B ALL ROOM« [12 plus]

Interaktives Langzeithappening und Soundinstallation mit allen und für alle
Von und mit Sofiia Stasiv und Denis Cvetcović | Soundinstallation: Cornelia-Friederike Müller

Stell dir vor, du könntest ein Universum kreieren – nach deinen eigenen Regeln!

Stell dir vor, es gäbe einen Raum, irgendwo in der Galaxis, in dem sich die Menschen mit Applaus und Begeisterung begegnen statt mit Vorurteilen und Zweifel.

Stell dir vor, du könntest endlich allen zeigen, was in dir steckt.

Inspiriert von der Ballroom-Idee der Schwarzen LGBTQI+-Szene öffnet das TDJW zwei glamouröse Tage lang die Bühne des Großen Saals für alle Leipziger:innen. »B ALL ROOM« ist ein Langzeithappening mit Open-Stage-Konzept. Alle, die möchten, können sich anmelden und ein ganz persönliches kreatives Statement kreieren – von Tanz über Gedicht bis zum Stand-Up-Text ist alles möglich, was ein respektvolles Miteinander garantiert. Die Tänzer:innen Sofiia Stasiv und Denis Cvetković lassen sich von den Performances inspirieren und überraschen mit ihrer Antwort kreativ auf die eweiligen Beiträge.
Alle, die nicht selbst auf der Bühne stehen, aber zuschauen möchten, können selbstverständlich die Publikumsplätze bevölkern und als Fangruppe Stimmung machen. Sich »in Schale zu schmeißen« ist dabei ausdrücklich erlaubt.

Die Teilnahme als Performer:in ist kostenlos. Die Anmeldung zur Performance ist bis vier Tage vor dem jeweiligen Termin unter j.zaddach@tdjw.de möglich. Tickets für Zuschauende gibt es online auf tdjw.de.

 

Im Kleinen Saal zeigt sich »B ALL ROOM« aus einer völlig anderen Perspektive. Eine magische Welt, halb Waldlichtung, halb Universum, ein funkelnder Planet auf einer Lichtung umgeben aus einer unsichtbaren Umlaufbahn von Sound und Musik. Die Sound-Bühnen-Installation lädt zwischen Naturkulisse und Verzerrbild der eigenen Identität zur Selbsterfahrung ein. Was bewirkt mein eigenes Tun in der Welt? Der Raum kann alleine oder mit anderen Personen zusammen gebucht und erlebt werden. Die Installation ist an den Vorstellungstagen von »B ALL ROOM« dauerhaft geöffnet. Der Eintritt dazu ist kostenlos. Anmeldung unter j.zaddach@tdjw.de

Premiere: 02.10. & 03.10.
Performances: 14 Uhr, 17 Uhr & 20 Uhr (Großer Saal, TDJW)
Installation: 13 Uhr – 22 Uhr (Kleiner Saal, TDJW)

Weitere Termine: 15.10. (Performances: 17 Uhr & 20 Uhr, Installation: 16 Uhr – 22 Uhr)

Besonderheiten:

  • Projekt auf zwei Bühnen
  • Im Großen Saal: Open-Stage-Konzept, jede Vorstellung ist einzigartig
  • Dauer einer Vorstellung: ca. 1,5 Stunden (pro Vorstellung treten 6 Performer:innen auf)
  • Für Teilnahme als Perfomer:in ist eine Anmeldung Voraussetzung (Thema der Idee bitte angeben)
  • Performer:innen bringen ihre Kostüme und Requisiten selbst mit
  • Im Kleinen Saal: Offene Installation, kostenfrei zugänglich, mit Anmeldung